Stallarbeit, Cattle first, Foto: Knut Kuckel
Stallarbeit, Cattle first, Foto: Knut Kuckel

Milchwirtschaft: „Cattle first“ – zuerst kommt das Vieh bei der Stallarbeit

Sie machen alles, was man auf einem g’scheit funktionierenden Bauernhof so alles macht, übers Jahr. Im Frühling wird die Erde der Äcker zum Leben erweckt, auf der Alm werden die Winterschäden beseitigt und auf dem Plateau, daheim, die Saat ausgebracht.

Aber am allerliebsten ist der Jungbauer bei Pamela, Naomi, Heidi, Claudia und all den anderen in seinem Harem. 

Seine Lieblings-Kühe wissen, dass es weit mehr sind als nur gelegentliche Streicheleinheiten, die dann verteilt werden. Das alles hat schon irgendwie etwas sehr Intimes.

Familien-Treffpunkt Stall

Ja. Die Stallarbeit am Bauernhof Post (Hausname „Hiasl“) und bei all den anderen Bauern im Ort, ist am frühen Morgen und danach Routine. Stall ausmisten, frisches Heu ausbringen, dazu ab und an ein gutes Kraftfutter dazu und melken! Die Milch wird schon vor Ort für die “Tirol Milch” zubereitet. Abgeholt, vom Milch-Auto, täglich, ca. 7-Uhr-30. Meistens trifft sich bei der Stallarbeit schon am Morgen die ganze Familie: Oma Olga, Opa Matthias, Papa Toni, Mama Martha und die Söhne Hannes & Christoph. Wenn alle mithelfen, ist das in einer Stunde zu schaffen. Um spätestens 6-Uhr-30 wird gemolken. Die Kühe warten auf ihre Bauern. Wer zu spät kommt, den erwartet ein vielstimmiges Muh-Konzert.

“Cattle first” – zuerst kommt das Vieh

Was während der Stallarbeit in der großen weiten Welt geschieht, ist dann Lichtjahre weit entfernt. Auch wenn am Petersplatz in Rom gerade verkündet wird „Habemus Papam” – wir haben einen neuen Papst: Franziskus! oder bei der letzten Landtagssitzung in Innsbruck, vor den Neuwahlen, der Agrarstreit neue Spitzen erfährt – “Cattle first” – zuerst kommt das Vieh. Dann lange nichts und wer viel später noch mag, schaut mal in die Zeitung. Die ist am Abend dann schon von gestern. Am Bauernhof kommen die Weltnachrichten eben zeitversetzt an. Hier gehen die Uhren anders. Der Zeitunterschied: 24 Stunden.

Der Kuh-Kosmetiker

Zurück in den Stall. Der ist hell, freundlich und warm. Im Eck staunt ein 24-Stunden junges Kalb über die vielen, seltsamen Ersteindrücke und hüpft wie ein Baby umher, wenn es jemand streichelt oder nur mal eben so wahr nimmt. Das Vieh und der liebe Bauer. Wenn sich dann der Hannes seinen Schönen zuwendet und mitunter den Kuh-Kosmetiker mimt, sieht der Sehende die Kuh-Herzen durch den Stall fliegen.

Bessere Milch durch “Handauflegen”

Kühe mögen Zärtlichkeiten. In einer guten Kuhwirtschaft gehören die gelegentlichen Streicheleinheiten einfach dazu. Der Stall ist kein industrieller Fertigungsbetrieb. Hier wird gelebt. Wenn alles optimal verläuft und das Zusammenspiel der Kräfte auch das “Handauflegen” im Programm hat, schmeckt unsere Tiroler Milch besser als jede andere. Darauf könnt’ Ihr wetten!

Fotos: Knut Kuckel

Von
Knut Kuckel
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